800 Jahre Kremmen

Veröffentlicht am 18.07.2016 in Allgemein

Innenminister Karl-Heinz Schrödter, Landrat Ludger Weskamp und Bürgermeister Sasse bei der Eröffnung

Am vergangenen Wochenende feierten wir Kremmener ein kleines aber sehr schönes Fest rund um die Kirche. Neben dem Mittelalterlichen Markt wurde ein Abwechslungsreiches Programm auf der Bühne durch viele Kremmener geboten. Die KITAs, die Grundschule aber auch viele andere stellten in bewegten Bildern die Geschichte der Stadt Kremmen dar.  Das Wetter spielte mit und die Stimmung war entsprechend gut. Wir danken den Organisatoren und den Mitwirkenden.

Rede des Bürgermeisters zur feierlichen Eröffnung der 800 Jahrfeier

 

Sehr geehrter Herr Innenminister Schröter,

Sehr geehrter Herr Landrat Weskamp, sehr geehrter Herr Pfarrer Triebler, sehr geehrter Herr Dill

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Kremmen, liebe Gäste aus Nah und Fern, Ihnen und

unseren polnischen Freunden aus Suchozebry mit Ihrem Bürgermeister Herrn Jacek Swirski ein besonderes herzliches Willkommen!

Als vor etwas mehr als einem Jahr Herr Pfarrer Thomas Triebler von der evangelischen Kirchengemeinde mit der Bitte zu mir kam, gemeinsam ein Fest anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung vor 800 Jahren auszurichten, hielt sich meine Begeisterung offen gestanden in Grenzen.

Hatten wir doch erst 1998 „700 Jahre Stadtrecht“ riesengroß, mit Festumzug und Konzert auf dem Marktplatz gefeiert. Ich war skeptisch. Würden die Menschen verstehen, dass zwischen 700 und 800 Jahr-Feier nur 18 Jahre liegen können?

Auch sind mir die Kosten des damaligen Festes nicht entfallen. Herr Pfarrer Triebler, unterstützt von Herrn Mathias Dill, trugen jedoch ihr Anliegen mit großer Leidenschaft vor und führten mindestens 800 gute Gründe an, warum wir dieses Ereignis begehen sollten. Er hat es mit so viel Leidenschaft vorgetragen, mich überzeugt und ein Konzept vorgelegt, zu dem ich als Bürgermeister mit ganzem Herzen stehen kann. Auch die Stadtverordneten folgten den Argumenten und so konnten mit finanzieller und personeller Unterstützung der Stadt Kremmen die Vorbereitungen beginnen.

 Ich sah in den vergangenen Monaten, wie wichtig den Kremmenern dieses Ereignis ist. Es wurden Mitstreiter rekrutiert, Programme erdacht und wieder verworfen, Kulissen und Requisiten gebastelt. Sie werden hier heute auf der Bühne erleben, wieviel Liebe zum Detail aufgewendet wurde, um unsere Stadt zu ehren und Sie, liebe Gäste, gut zu unterhalten.

Oranienburg und Zehdenick haben was die Feierlichkeiten betrifft, immens vorgelegt. Kremmen ist die kleinste dieser drei „800er“ Städte im Landkreis und daher werden unsere Feierlichkeiten nicht ganz so groß, aber angemessen sein. Dass Kremmen gern einmal ungewöhnliche Wege beschreitet, kommt auch bei diesem Fest zum Tragen. In den anderen beiden Städten wurde das jeweilige Fest durch die Stadtväter organisiert. Hier nun lagen alle Details der Vorbereitung in den Händen der evangelischen Kirche. Schließlich verdanken wir die Nennung in der Domurkunde einem kirchlichen Rechtsakt, der dem damaligen Bischof vor 800 Jahren die Steuerhoheit über Kremmen sichern sollte.

800 Jahre – wie es damals hier wohl ausgesehen hat? Gab es eine Kirche? Vielleicht aus Holz? Häuser? Vermutlich eher Lehmhütten an unbefestigten Straßen. 800 Jahre, in der sich die ganze Welt  immer wieder veränderte. So auch Kremmen, denn wir sind ein Teil des großen Ganzen. Innovationen und politische Ereignisse der Weltgeschichte fanden auf die eine oder andere Weise auch nach Kremmen und beeinflussten die Stadt und ihre Bürger. Die Schlacht am Kremmener Damm 1412. Die Urbarmachung des Havelländischen Luchs. Oder schauen Sie auf die letzten 150 Jahre. Ohne Elektrizität, Telefon oder fließendes Wasser lebten und arbeiteten die Menschen nicht nur hier. Torf für Berlin aus dem Kremmener Luch.

 Oder schauen Sie auf die letzten 26 Jahre, von denen ich 23 zunächst Ihr Amtsdirektor und bis heute Bürgermeister sein durfte. Gemeinsam haben wir Kremmen entwickelt,

 in allen Bereichen: Infrastruktur, sozial und kulturell, aber vor allem wirtschaftlich. Vor 23 Jahren war das dringendste Problem die Schaffung von Arbeitsplätzen. Ein Thema mit dem wir uns seit Jahren nicht mehr bzw. nur noch am Rande beschäftigen müssen. Eine Bündelung von vielen Maßnahmen trug dazu bei, Kremmen auf solide wirtschaftliche Füße zu stellen. Was nicht bedeutet, dass wir in diesem Sektor Investitionen vernachlässigen dürfen, um auch künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Aber nachhaltige Entscheidungen mit Weitblick zu treffen, gelang uns schon häufiger. Die Stadtsanierung oder unser jüngstes Bauprojekt: 9 Häuser, die sich noch im Bau befinden, aber bereits fest an den Landkreis vermietet sind. Vorrübergehend Asylbewerber unterkunft und in spätestens 3-5 Jahren Mietwohnungen für Kremmener Familien. Seit Jahrzehnten wieder sozialer Wohnungsbau in Kremmen. ich bitte Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, sich auch daran zu erinnern, dass die Aufnahme von 93 Flüchtlingen im vergangenen Herbst für Sie keinerlei Einschränkungen bedeutet hat. Alle Sport- und Kulturstätten standen und stehen Ihnen jederzeit uneingeschränkt zur Verfügung. In anderen Städten sah und sieht die Situation noch immer anders aus.  Wir können und wir wollen um unsere Stadt keinen kleinen weißen Zaun ziehen. In diesem Fall gern auch in preußischer Tradition: gelebte Toleranz! Ereignisse, Erfindungen oder Ideen lassen sich auch nicht aus Kremmen aussperren. Wir leben in keiner autarken Welt. Wir sind aufeinander und auf ein Miteinander angewiesen. Wäre dies nicht so, hätten Kremmen und seine Bürger nicht einen einzigen Schritt in 800 Jahren nach vorn getan. Von der Geschichte Kremmens können Sie nun auch lesen, liebe Gäste. Die Stadt Kremmen hat zur Feier des heutigen Anlasses eine Ortschronik erstellen lassen, die am Stand des Tips heute hier erhältlich ist. Sie können darin unter anderem nachlesen, das Kremmen  auch den ein oder anderen klugen Kopf hervor gebracht hat. So z.B. Johann Grüwel, der, wie der Historiker Herr Dr. Kley herausfand, im ausgehenden 17. Jahrhundert hier in Kremmen die ersten Bücher über Seidenbau in Brandenburg sowie über die brandenburgische Bienenzucht geschrieben hat. Im Hauptberuf war Herr Grüwel übrigens einer meiner Amtsvorgänger.

Die eben erwähnte Chronik beleuchtet 800 Jahre Kremmen auf etwa 120 Seiten. Wenn ich dies auf meine Amtszeit umrechne, entfallen allein darauf etwa 3 1/2 Seiten. 3 ½ Seiten - das erfüllt mich mit Stolz und Mut an der Kremmener Geschichte auch weiterhin mitschreiben zu wollen.

Liebe Gäste, in den Jahren nach der Wende hat Kremmen sein Aussehen sehr verändert. Positiv, wie ich meine. Kremmen wurde Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ und stellte sich einem aufwendigen Sanierungskonzept, dessen gelungene Umsetzung Sie auch hier auf dem Kirchplatz erkennen können. Der Ausbau der vorhandenen Infrastruktur wird künftig maßgeblichste Aufgabe sein. Denn, wie Sie vermutlich wissen, besteht Kremmen nicht nur aus der wunderschönen Altstadt, sondern ist seit 2001 mit sechs weiteren Ortsteilen 87-größte Flächengemeinde in Deutschland. Das bedeutet immerhin eine Fläche von etwas mehr als 209 km². Mit Hinblick auf die vorhandene dezentrale Besiedlung birgt dieser Umstand besondere Herausforderungen. Für die nahe Zukunft ist der Ausbau des Radwegenetzes geplant, um zum Einem unseren Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen und zum Anderen, um die touristische Attraktivität weiter auszubauen. Ludwigsaue und Beetz, Hohenbruchs, aber auch Groß-Ziethen und Staffelde werden von diesen Maßnahmen profitieren. Auch der Bau weiteren Wohnraums wird in den nächsten Jahren den Alltag in der Verwaltung maßgeblich bestimmen. – Sie sehen, es liegen noch viele Projekte in der Schublade und harte Arbeit vor uns, um Kremmen für die Zukunft fitt zu halten.

 Zu unserem Wohl und zum Wohl all der Generationen, die uns folgen werden.

Doch heute lassen Sie uns feiern! Sehr geehrte Gäste, feiern Sie!

Liebe Kremmener feiern Sie sich und unsere Stadt! Sie haben es sich verdient!

Ich bin stolz ihr Bürgermeister zu sein, Danke Kremmen!

 

 
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